Wildunfall

Der Schrecken jedes vernünftigen Verkehrsteilnehmers: Das Reh im Scheinwerferlicht!

Es sind zum Teil schlimme Szenen die man antrifft nach einem Wildunfall.

  • Verletze, überforderte Automobilisten/innen (im weiteren Automobilisten genannt), kleiner oder auch grosser Schaden am Fahrzeug…
  • Jedoch auch totes oder, besonders bedrückend, verletztes Wild!
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Die Definition ‘Wildunfall’

Unter Wildunfall versteht man im weitesten Sinn, den Verkehrsunfall mit einem Wildtier.

Es ist nicht eben ein Tier das auf unseren Strassen ums Leben kommt und wenige sind es leider nicht!

Es handelt sich hierbei um die direkt Kollision eines Fahrzeugs mit einem Wildtier oder den indirekten Schaden der durch ein Ausweichmanöver zur Verhinderung des Schadens entsteht.

Wird dabei ein Tier getötet spricht man von ‘Fallwild’…

Die Zahlen

In der Schweiz werden jährlich rund 20’000 Wildtierunfälle gemeldet!

In der eidgenössischen Jagdstatistik wird das ‘Fallwild’ separat geführt:

Wildunfall
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Mehr Zahlen sind hier zu finden : Jagdstatistik

Die technischen Fakten

Nebst dem das ein Wildtier bei einem Unfall mit einem Pkw verletzt oder leider auch getötet wird – ob durch den Aufprall oder später aufgrund der Verletzungen von einer Fachperson erlöst spielt eigentlich keine Rolle – sollte man nie folgendes vergessen: Wildtiere können durch ihre Massen schwere Schäden an Fahrzeug und Insassen hervorrufen!

Ich finde diese Grafik von Jagdexpert sehr bemerkenswert. Schauen Sie sich die Aufprallenergie eines so zierlichen Tieres wie dem Rehbock an – ich war hier überrascht!

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Quelle: Von Jagdexperte – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Wie kommt es eigentlich zu solchen Unfällen?

Unfälle mit Wildtieren kommen meist dort vor wo der Mensch das Gebiet betritt – in diesem Fall besser ‘befährt’ an dem das Tier schon lange vorher gelebt hat.
Es sind die sog. Wildwechsel die hier die ausschlaggebende Rolle spielen.

Wildwechsel?

Wildwechsel beim Niederwild auch Pass genannt, nennt man die Wege die das Wild regelmässig benutzt.

Rehe gehen bevorzugt Wege die sie schon lange kennen, dies ist sogar dem Laien ersichtlich, wenn er durch den Wald geht. Es sind regelrechte ‘Trampelpfade‘ die sich bilden.

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Hier ein Wechsel von Schwarzwild

Das Problem mit den Wechseln ist nun folgendes: Sie entstanden meist schon lange bevor die Strasse auf der später eine Wildunfall stattfindet.

Dies bedeutet kurz gesagt ‘das Wild kennt seinen Weg und die Strasse ist nicht auf seiner Karte eingezeichnet’

Das Wild wandert in seinem Revier umher und kreuzt dabei die Strassen die der Mensch hindurch gebaut hat. Besonders in der Morgen- und Abenddämmerung, die Zeit in der das Wild besonders aktiv ist, ist ein Problem dabei. In dieser Zeit ist das Wild besonders aktiv und wandert in seinem Revier umher.

Eine ebenso schwierige Zeit ist die Brunftzeit. In dieser Periode in der sich die männlichen Tiere – besonders Rehböcke und Hirsche – ihre Partner und auch ihr neues Revier suchen oder erobern ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass eine Strasse im Wege steht…

Gibt es einen Verursacher?

Nun ja, rein theoretisch könnte man sagen das der Mensch nach dem Tier die Strasse gebaut hat und somit der Schuldige an diesen Unfällen ist.
Dies ist aber nach meiner Ansicht ein Vergleich den man so nicht halten kann. Der Strassenverkehr ist leider ein Übel der heutigen Gesellschaft…

Was man mit Sicherheit sagen kann, das Tier ist immer das Opfer…

Gibt es Möglichkeiten der Verhinderung solcher Unfälle?

Definitiv: Ja!

Wildbrücken

Damit die Wildtiere ihren gewohnten Wechsel auch nach dem Bau einer Strasse nutzen können, werden sog. Wildbrücken (sie werden auch Grünbrücken genannt) gebaut.

Ein der grössten steht in Chur und überspannt die A13.
Einen detaillierten Bericht findet sich in der Zeitung Südostschweiz

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© Südostschweiz/Marco Hartmann

Eine List von Wildbrücken in Europa findet man auf der Seite Structurae

Warnanlagen

Ein neues und interessantes Konzept testet die Firma AniMot gerade bei uns um die Ecke.

Die Strecke zwischen Aesch und Ettingen im Kanton Baselland durchtrennt schon seit Jahren ein von Rehen stark frequentiertes Gebiet. Jedes Jahr haben wir dort eine nicht geringe Anzahl Fallwild und ab und zu auch Personenschäden.

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Der betroffene Strassenabschnitt.

Das System das AniMot anbietet überwacht den Strassenabschnitt autonom und sendet optische Signale an den heranfahrenden Automobilisten.

Hier das Werbevideo der Firma

Das System hinterlässt bei mir einen positiven Eindruck. Es ist technisch einfach gehalten – was immer gut ist, es wird dadurch sicherlich weniger Fehleranfällig und braucht was ich so vernommen habe keine grosse Wartung. Die Installation an die bestehenden Strassenbegrenzungen dürfte von einem Gemeindemitarbeiter mit Leichtigkeit erledigt werden.

Hier noch ein paar Bilder des Systems:

Der Testbetrieb bei uns dauert noch bis nächstes Jahr. Ich werde gerne über die Resultate berichten!

Solltet Ihr eine Benachrichtigung wünschen sobald ich neue Informationen zu den Tests habe, könnt Ihr Euch gerne hier anmelden:

Fahrweise

Ein Punkt im Verhindern von Wildunfällen hat jeder selbst in der Hand:

Voraussehende Fahrweise die dem Wetter, der Tageszeit und den örtlichen Verhältnissen angepasst ist!

Es ist leider immer wieder zu sehen, wie Strassenabschnitte von denen schon bekannt ist, dass Wildwechsel stattfinden – sei es durch Beobachtungen oder durch Unfälle aus der Vergangenheit – zu Rennstrecken werden.

Es ist ja nur eine Strasse die schnurgerade durch die Landschaft führt. Auf die Warnhinweise schaut man nicht da man das Tier das darauf abgebildet ist noch nie in der Gegend gesehen hat…

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Ein Schild das wichtig ist.

Verhalten als Automobillist

  • Fahren Sie in der Morgen- und Abenddämmerung immer mit Licht und besonders entlang von Feldern, Hecken und Waldrändern mit höchster Aufmerksamkeit
  • Reduzieren Sie insbesondere bei Warntafeln und in Wohngebieten das Tempo; in der Nacht ist die Gefahr besonders gross, da die Tiere vom Scheinwerferlicht geblendet auf der Strasse stehen bleiben
  • Halten Sie sich auf der Fahrbahn möglichst links und behalten sie den rechten Strassenrand im Auge
  • Wenn Sie Tiere auf oder neben der Strasse sehen, schalten Sie sofort den Warnblinker ein, wechseln Sie auf Abblendlicht und fahren Sie entweder im Schritttempo vorbei oder warten Sie, bis die Tiere die Strasse überquert haben
  • Setzen Sie die Fahrt langsam fort, es könnten noch weitere Tiere folgen

Was tun wenn es trotz allem zu einem Unfall mit Wild kommt?

  1. Halten Sie umgehend an und schalten Sie den Warnblinker ein.
  2. Sichern Sie die Unfallstelle mit einem Pannendreieck.
  3. Rufen Sie die Polizei (Telefon 117).
  4. Nähern Sie sich dem verletzten Tier auf keinen Fall; dies führt zu zusätzlichem Stress und Leid.
  5. Warten Sie im Auto, bis die Polizei und der Wildhüter oder der Jäger am Unfallort eingetroffen sind.

…und wenn man einfach weiter fährt?

Ein verletztes Tier liegen zulassen, ist kein Kavaliersdelikt. Man macht sich nicht nur der Tierquälerei schuldig, denn auch Fahrerflucht kann mit einer Busse von bis zu CHF 10’000 bestraft werden. Sachschäden am Fahrzeug werden zudem nur vergütet, wenn der Unfall sofort der Polizei gemeldet und protokolliert wurde.

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